top of page
AutorenbildJoost Schloemer

Der blinde Fleck der Parteiprogramme:

Zivilgesellschaft und Vereinswesen im Abseits


Parteien schmücken ihre Programme gerne mit großen Visionen – sei es wirtschaftlicher Aufbruch, Klimaneutralität oder Migration. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt schnell einen blinden Fleck: die Zivilgesellschaft. Vereine, Initiativen und ehrenamtliches Engagement, die das gesellschaftliche Fundament stärken, bleiben oft unerwähnt oder werden nur am Rande erwähnt.


Ehrenamt als gesellschaftliches Rückgrat

Vereine sind weit mehr als Freizeitgestalter. Sie fördern Integration, schaffen Gemeinschaft und stärken demokratische Werte. Ob Sportverein, Umweltinitiative oder Hilfsorganisation – hier findet die praktische Arbeit statt, die häufig das kompensiert, was von staatlicher Seite fehlt. Doch in den Parteiprogrammen spielen diese Akteure meist nur eine Statistenrolle, wenn überhaupt.


Warum Vereine im Schatten bleiben

Das Problem liegt in der politischen Logik: Parteiprogramme zielen vor allem auf medienwirksame Themen ab, die schnelle Erfolge oder klare Gegner versprechen. Das Vereinswesen hingegen ist komplex und weniger spektakulär. Ein Förderprogramm für Sportvereine? Weniger Schlagkraft als ein großes Infrastrukturprojekt. Weniger Bürokratie für ehrenamtliche Vorstände? Klingt nicht so greifbar wie ein Rettungsschirm für die Wirtschaft.


Die Gefahr der Vernachlässigung

Die Ignoranz gegenüber der Zivilgesellschaft hat Folgen. Nachwuchsmangel, Überalterung und finanzielle Schwierigkeiten setzen vielen Vereinen zu. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung: Integration, soziale Arbeit, sogar Krisenhilfe – vieles wird auf den Schultern von Ehrenamtlichen abgeladen. Doch ohne gezielte politische Unterstützung drohen diese Strukturen langfristig zu erodieren.


Zeit für einen Perspektivwechsel

Was alle Parteien übersehen, ist, dass Vereine und Initiativen nicht nur Mitgestalter der Gesellschaft sind – sie sind auch Demokratieschulen. Hier lernen Menschen, Verantwortung zu übernehmen, Kompromisse zu schließen und den Dialog zu suchen. In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung kann sich die Politik diese „blinden Flecken“ nicht länger leisten.


Fazit: Zivilgesellschaft auf die Agenda setzen

Parteiprogramme müssen sich dringend ändern. Zivilgesellschaft und Vereinswesen gehören ins Zentrum der politischen Agenda – nicht nur als Fußnote. Weniger Bürokratie, mehr finanzielle Unterstützung und eine echte Anerkennung der Vereinsarbeit sind keine netten Extras, sondern zentrale Investitionen in eine stabile Demokratie. Es ist an der Zeit, den blinden Fleck endlich sichtbar zu machen.



0 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Fake News – Mehr als nur Lügen

Wie Sie sich vor Manipulation und Desinformation schützen In einer Welt voller Informationen ist die Wahrheit oft schwer zu erkennen....

Comments

Rated 0 out of 5 stars.
No ratings yet

Add a rating
    Öffentlich·1 Mitglied

Energieberatung, Energieconsulting, Energiecontracting

bottom of page