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AutorenbildJoost Schloemer

Förderungsmöglichkeiten für soziale Vereine

Förderungsmöglichkeiten für soziale Vereine im Bereich Kommunikation und Digitalisierung in Berlin - ein Leidensbericht


„Das Internet ist für uns alle Neuland!“ - ein markanter Satz der ehemaligen Bundeskanzlerin und wenn man sich die Berliner Förderlandschaft im Bereich digitale Kommunikation ansieht, scheint diese Aussage von 2013 leider bis heute nichts an Aktualität verloren zu haben.


Wie wichtig das Thema Digitalisierung in der heutigen Zeit ist, sieht man an den umfangreichen Fördermöglichkeiten für Unternehmen in diesem Bereich, sei es auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Vereine, welche in der Sozial- und Jugendarbeit aktiv sind - und somit nahezu ausnahmslos von den Sozialen Medien abhängig sind, um ihre Zielgruppen zu erreichen -, kommen leider nur sehr selten in den Genuss. Hier stellt sich die Frage: warum?

Generation Z
Generation Z im Freien

Wie wichtig Jugendarbeit ist, hat die Berliner Politik schließlich spätestens 2019 mit dem Jugendförderungs- und Beteiligungsgesetz anerkannt. Die Generation Z ist wesentlich internetaffiner als alle Generationen vor ihr und ein großer Teil des Lebens spielt sich mittlerweile im digitalen Raum ab. Es sollte also selbstverständlich sein, dass Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, dort genauso vertreten sind. Der dafür nötige Aufwand ist jedoch mit den vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen kaum zu stemmen, weswegen finanzielle Förderungen auf diesem Gebiet eine naheliegende Lösung wären.


Förderungspotential im Bereich Digitalisierung und Jugendarbeit, das ist doch die Lücke! Jugendliche aus prekären Verhältnissen dort abholen, wo sie mehr oder weniger zuhause sind, zu informieren, einzuladen, die Attraktivität der Vereine zu stärken und gleichzeitig in digitale Bildung investieren!


Eine kurze Durchsicht der Onlinepräsenz des Berliner Senats lässt zwar schon schlimmes erahnen, was das Thema „Digitale Kompetenz“ angeht, jedoch ist der telefonische Infopunkt täglich zwei Stunden besetzt - ein Zeitfenster, das bei einer Bevölkerung von 3,7 Millionen Menschen den Stellenwert der Digitalisierung sozialer Strukturen noch einmal unterstreicht. Leider trifft man aber auch dort, so man in den Luxus einer:s Ansprechpartner:in gekommen ist, nicht auf die passende Zuständigkeit, weswegen eine muntere Schnitzeljagd durch Bezirks- und Jugendämter beginnt. Und hier stößt man immer wieder auf die gleiche Reaktion: „Ja das sollte es geben, wo kann ich Ihnen aber auch nicht sagen."


Mit viel Glück erhält man sogar von einzelnen Ansprechpartnern Listen mit potentiellen Fördertöpfen, allerdings macht sich bald Ernüchterung breit, wenn sich herausstellt, dass diese Töpfe bereits geschlossen oder doch nicht geeignet sind. Ob ein veraltetes Dokument versehentlich angehängt wurde, oder es einfach keine aktuellen gibt, wird wohl immer ein Geheimnis der Ämter bleiben.


Sich durch diesen Urwald zu kämpfen, mag einem gewinnorientierten Unternehmen möglich sein, das einen Mitarbeiter dafür abstellen kann, unterbesetzte Sozialvereine können es schlicht nicht leisten, zwischen Präventionsarbeit, Betreuung und Beratung eine Odyssee durch die Berliner Bürokratie anzutreten.


Was fehlt also? Ist es das Geld? Oder ist es schlicht der Wille? Als sozialer Verein sollte man grundsätzlich ein positives Menschenbild vertreten, weswegen zweiteres nicht unterstellt wird. Da finanzielle Mittel jedoch für Unternehmen vorhanden sind, bleibt leider nur eine Erklärung – es fehlt immer noch die nötige Kompetenz. Anstatt, dass endlich gehandelt wird, dass Ressourcen bereitgestellt werden um es den Vereinen zu ermöglichen, digital mit ihrer Zielgruppe und der Nachbarschaft zu kommunizieren, wird versucht, das Problem auszusitzen. Für die Betroffenen ist das Internet „Heimat“ – für die Berliner Ämter ist es leider auch 2022 noch „Neuland“.


Juri Effenberg, No Unicorn (Yet)

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