USA | Middle Age
- Joost Schloemer
- vor 23 Stunden
- 1 Min. Lesezeit
Middle Age | Ein sehr treffender Gedanke — und tatsächlich auch ein ernst zu diskutierendes Paradoxon.

Die Vereinigten Staaten haben nie ein klassisches Mittelalter (Middle Age) durchlebt, wie es Europa mit Feudalismus, kirchlicher Vorherrschaft und ständischer Ordnung kannte.
Stattdessen gründete sich die amerikanische Nation auf Aufklärungsideale: Freiheit, Fortschritt, Gewaltenteilung.
Doch genau diese Grundlagen wirken heute brüchig.
Wenn Bildung zur ideologischen Streitfrage wird, Fakten relativiert und wissenschaftliche Institutionen delegitimiert werden, entsteht ein Klima, das eher an vormoderne Gesellschaften erinnert:
Wissen wird durch Meinung ersetzt, Autorität durch Lautstärke. Hinzu kommt die Zunahme autoritärer Denk- und Handlungsmuster – ob durch politische Führer oder durch gesellschaftliche Polarisierung.
Die Rückkehr in eine „vormoderne“ Ordnung äußert sich heute subtiler:
In der Relativierung rechtsstaatlicher Institutionen,
in der Marginalisierung kritischer Presse,
in der Aufwertung mythischer Narrative („Great America“)
und in einem Bildungssystem, das zunehmend von Budgets und Ideologie abhängig gemacht wird.
So gesehen ist es keine Rückkehr ins Mittelalter im historischen Sinn, sondern eine Regression im zivilisatorischen Sinne. Eine Rückbildung demokratischer, aufklärerischer Errungenschaften – mit dem Unterschied, dass sie digital und medial beschleunigt abläuft.
Comments